Potosi, Cerro Rico, 03.04.2016


Gestern Abend waren wir ...

Bild des Tages:

vom frühen Aufstehen und dem vielen Fahren geplättet. Jeder wollte eigentlich nur noch ins Bett. Heute morgen ist von Müdigkeit keine Spur mehr. Ich wache kurz nach sieben ohne Wecker einfach auf. Es ist noch viel zu früh zum Aufstehen, ich dreh mich noch einmal rum. Um acht stehe ich dann auf. Die Jungen wollen Ausschlafen, dann können wir ganz gemütlich frühstücken und im Internet surfen. Ich muss ja noch mein Tagebuch hochladen, dafür brauche ich einige Zeit.


Der Frühstückstisch ist groß und hat ein Tonnengewölbe, ist langgezogen, weiß gestrichen. Ich finde ihn gemütlich. Eine nette ältere Frau schneidet uns gekonnt eine Banane, die Banane ist in der Mitte geteilt, die obere Hälfte ist in Stückchen geschnitten und jedes zweite Stück ist wechselseitig verschoben, es sieht einfach toll aus. Toast wird auch frisch zubereitet. In meinen Augen ist das heute, gegenüber den letzten Tagen, schon Luxus.

Heute scheint wieder toll die Sonne, was gibt es nichts schöneres, noch im Innenhof unseres Hostals Platz zu nehmen. Hier können wir dem Internet fröhnen bis Dinah, Floh, Sarah und Lucca kommen.

Ausgemacht ist, zum Cerro Rico zu wandern, das ist der Silberberg, dem Potosi den Reichtum in der Vergangenheit zu verdanken hat, besser gesagt, auf dem Rücken der indigenen Bevölkerung haben sich die Kolonialisten bereichert. Der Berg ist heute total durchlöchert und es ist ein Wunder, dass die Minaieros immer noch etwas Silber, Zinn und Kupfer finden.

Um 11.00 Uhr treffen wir uns hier im Innenhof unseres Hostals. Der erste Weg ist ersteinmal Getränke kaufen, bei der warmen Temperatur und dem anstrengenden bergauf laufen, werden wir durstig werden. Je weiter wir zum Stadtrand kommen, wird das Wohnviertel ungepflegten. Müll und Hundekot liegt auf der Straße rum. In La Paz sind soviele Reinigungskräfte unterwegs, hier gibt es das anscheinend in den Außenbereichen nicht. Der Weg zum Cerro Rico startet am Kreuzweg zur kleinen Kapelle "La Luz". Leider wird der Kreuzweg nicht mehr gepflegt, im Gegenteil, hier am Startpunkt werfen die Bewohner ihren Müll hin und zündet ihn an. Es riecht hier nicht lecker. Von 4.060 m ü.N.N. laufen wir bis auf 4.300 m zur Kapelle. Die Kapelle ist eingezäunt, mit Mobilfunkmasten zugeplastert. Schade von außen sieht die Kirche schön aus, die Masten verschandeln das Objekt. Vor der Kirche weht eine riesengroße Flagge von Potosi. Ein Zipfel hat sich auch schon in den Antennenmast verhettert. Ein Stück der Fahne hängt darin. Floh braucht was zu vespern, also machen wir Pause. Aus der eingezäunten Kirche lügt ein kleines Mädchen, ich denke, sie ist sechs Jahre alt. Wie kommt sie hinter das Gitter. Auf einmal kriecht sie unter dem Gitter bäuchlings durch und zeigt uns vier kleine Schachteln mit Steinen. Sie bietet die Steine zum Verkauf an. Wir kaufen zwei. Danach kriecht das Mädchen wieder durch den Zaun. Lebt das Mädchen hier oben allein? Sarah meint nein, dazu wäre sie zu gepflegt, sicherlich Leben ihre Eltern auch hier oben, wir bekommen sie aber nicht zu Gesicht. Hoffentlich ist das Mädchen nicht alleine!

Jeder denkt jetzt, die 300 Höhenmeter sind nicht anstrengend gewesen, doch alles über 4.000 m Höhe ist anstrengend, die Luft ist dünn und jede Anstrengung ist eine Belastung.

Letztes Jahr war ich ganz oben auf dem Cerro Rico, auch diese Jahr will ich hoch. Lucca hat auch Lust mit auf den 4.800 m hohen Gipfel zu kommen. Die anderen lehnen dankend ab. OK - akzeptiert, das wird anstrengend. Der Weg zum Gipfel ist über Fahrstraßen zu erreichen, es gibt aber keine Beschilderung. Wir beide machen uns auf dem Weg. Im Gepäck zwei Wasserflaschen, ein Gipfelbier und Kekse. Am Anfang ist die Orientierung noch einfach, je weiter wir nach oben kommen verlieren sich die Wege in Sackgassen. Jetzt müssen wir auf allen Vieren über Geröllhalten uns zur nächsten Straße hocharbeiten. Zwischendrin grüßen wir einige Leute, die hier in dieser Gerölllandschaft, ohne Wasserversorgung und teilweise ohne Strom Leben. Auch Kinder schauen aus den einfachen Häusern. Hoffentlich müssen die Kinder nicht in einem Stollen arbeiten. Aus den Eingängen der Stollen kommen Schienen aus Holz, ja richtig, aus Holz heraus und enden an einem Schüttplatz. Dort gibt es unterschiedliche Bereiche, wo die Loren abgekippt werden. Anscheinend werden hier die Gesteinsbrocken sortiert.

Je weiter wir nach oben kommen, verlangsamt sich mein Gang. Es ist schon ein komisches Gefühl, wohl genügend Luft in die Lungen zu bekommen, aber die Menge reicht nicht wirklich aus, an sprechen ist gar nicht zu denken. Das Herz rast. Ich muss immer öfters Pausen einlegen. Der Anfang der Pause ist unangenehm, Luft, Luft, Luft, nicht dass die Atemfrequenz besonders hoch ist, das Atmen bringt gerade beim stoppen nicht genügend Sauerstoff in den Körper, ein echt doofes Gefühl. Lucca scheint das einfach so wegzustecken. Super. Mein Ziel ist der Weg und ich will oben ankommen. Und wir kommen an, wir klatschen uns ab. Neben dem obligatorischen Gipfelfoto gibst jetzt die Kekse und das angesprochene Dosenbier. Keine Sorge, keiner hat Lust auf Bier und betrunkensein. Ein Schlückchen wird getrunken, der Rest ausgekippt.

Hier oben ist es frisch. Es kommt auch ein Gewitter auf, höchste Zeit, den Gipfel zu verlassen. Auf dem Weg nach unten müssen wir die Strecke auch leicht improvisieren, nicht alle Fahrwege führen uns zurück nach Potosi, deshalb suchen wir uns den Weg auch durch manche Geröllhalte. Jede Hütte wird von Hunden bewacht, die im Regelfall nur bellen, bis auf diese Hütte. Gleich vier Hunde kommen abgestürzt, zwei fletschen die Zähne, jetzt wird es höchste Eisenbahn Steine zu suchen und bei näher kommen abzufeuern. Nach zwei Steinwürfen geben die Hunde auf.

In Potosi angekommen, haben wir uns etwas verspätet. Wir wollten uns mit den anderen um 17.00 Uhr am Café an der Plaza treffen. Eine Prozession hält uns auch noch auf, an ein Durchkommen ist nicht zu denken. Welch ein Feiertag ist den heute? Am Café angekommen, ist das geschlossen, das ist unüblich, fast alle Geschäfte haben Sonntags geöffnet, dann muß doch heute ein hoher Feiertag sein. Noch nicht einmal das Pub neben unserem Hostal hat offen. Dann bekommen wir heute kein Abendbrot.

Nein so schlimm kommt es nicht. Die Zurückkehren haben in einem offenen Geschäft eingekauft und haben beschlossen heute Abend in ihrem Hostal zu kochen. Ja, das Hostal der Jungen hat eine Küche. Sie bereiten superleckere Bratkartoffeln, Bohnen-Karotten-Tomatengemüse und Spiegelei zu. Sehr lecker und sehr nett. Vielen Dank!

Im Hostal können wir auch die Mienentour buchen, das tun wir auch. Ich bin mal gespannt, was wir morgen alles sehen.

Bildergalerie:


Kommentare: 1 (Diskussion geschlossen)
  • #1

    Petra (Montag, 04 April 2016 23:59)

    Schade kein Rätsel des Tages!